Tresore schützen Gegenstände und wichtige Dokumente nicht nur vor Diebstahl, sondern auch vor unerwünschten äusseren Einflüssen. Doch wie findet man die grösstmögliche Sicherheit, und was bedeutet dies überhaupt?
Tresore gibt es in verschiedenen Widerstandsgraden. Seit Anfang dieses Jahres ist ein Produkt mit Widerstandsgrad 7 auf dem Markt erhältlich. Dies ist die höchste zertifizierte Widerstandsklasse weltweit. Was braucht ein Wertschutzbehältnis, um in einer solch hohen Klasse zertifiziert zu werden?
Nach einer Anleitung dafür sucht man vergeblich. Jeder Hersteller hat seine eigenen Betriebsgeheimnisse und verwendet individuelle, teils patentierte Füllmaterialien, um die Tresore zu panzern. Entscheidend ist letztendlich, ob der Tresor die Prüfung gegen Einbruchdiebstahl eines anerkannten Prüfinstituts besteht. Erst damit erhält er die offizielle Zertifizierung in seinem Widerstandsgrad.
Unabhängige Prüfinstitute
Der VdS, Verband der Sachversicherer, ist eines der wichtigsten unabhängigen Prüfinstitute im europäischen Raum, wenn es um die Zertifizierung von Wertschutzbehältnissen geht. Seine Aufgabe ist es sicherzustellen, dass die Produkte alle Sicherheitsvorschriften erfüllen und gewaltsamen Angriffen zuverlässig standhalten. Erst nach Bestehen der offiziellen Prüfung erhalten die Tresore das Zertifikat. Es bestätigt ihren Einbruchschutz nach der international anerkannten Norm EN 1143-1 und ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal für künftige Käuferinnen und Käufer.
Die Sicherheit eines Tresors
Je höher der sogenannte Widerstandsgrad eines Tresors ausfällt, desto sicherer ist er. Als Synonym zum Begriff Widerstandsgrad werden häufig auch die Begriffe Widerstandsklasse, Sicherheitsstufe oder Sicherheitsklasse verwendet. In der Theorie sind diese von Klasse 1 bis Klasse 10 definiert. In der Praxis erreicht der am höchsten zertifizierte Tresor die Widerstandsklasse 7 KB. Die Bezeichnung «KB» steht dabei für eine zusätzliche Prüfung, welche die Widerstandsfähigkeit gegen Angriffe mit Diamantkernbohrern nachweist. Dies ist das am gefährlichsten eingestufte Angriffswerkzeug, das ansonsten hauptsächlich für Wanddurchbrüche in der Baubranche eingesetzt wird.
Die Sicherheit eines Tresors hängt übrigens auch massgeblich davon ab, wie er montiert wird. Damit er von Unbefugten nicht ungeöffnet abtransportiert werden kann, sollte er mindestens vierfach verankert werden.
Zertifizierung eines Tresors
Wie gehen die Prüfer des Instituts bei der Zertifizierung vor? Sie simulieren einen Angriff. Oder besser gesagt: Den perfekten Angriff. Denn bei dieser Prüfung zählen nicht Theorien und Berechnungen, sondern die Praxis. Deshalb wird der Tresor mit unterschiedlichen Einbruchwerkzeugen gewaltsam angegriffen. Genau so, wie es auch bei einem Einbruch in der Realität geschieht, aber mit dem wichtigen Unterschied, dass dem Prüfinstitut alle Baupläne und Konstruktionszeichnungen vorliegen. So können sich die Experten optimal auf die Prüfung vorbereiten, die Schwachstellen des Tresors im Vorfeld eruieren und sich gezielt auf diese konzentrieren. Die Prüfer haben also die besten Voraussetzungen, um den Tresor beim simulierten Angriff in Rekordzeit zu knacken.
Herausforderung Produktentwicklung
Dass die Widerstandskraft in der Praxis erprobt werden muss, ist übrigens auch eine der grössten Herausforderungen bei der Entwicklung eines neuen Tresors: Es gibt keine Formel, mit der sich berechnen lässt, welche Wandstärke nötig ist und welche Materialien verwendet werden müssen, um einen bestimmten Widerstandsgrad zu erreichen. Alles basiert auf Knowhow und Erfahrung.
Maximal versicherbarer Wertinhalt
Die erstmalige Zertifizierung eines Tresors mit Widerstandsgrad 7 war für die Schweizer Firma ein besonderer Erfolg. Der Tresor ist insbesondere für Personen interessant, die Gegenstände von enormem Wert sichern möchten. So ermöglicht er es beispielsweise, Edelmetalle und wertvolle Uhren- oder Schmucksammlungen an einem zentralen Ort aufzubewahren. Andernfalls müssten die Wertgegenstände aufgrund des maximal versicherbaren Wertinhaltes bei tieferen Widerstandsklassen auf mehrere Tresore verteilt werden.
Der maximal versicherbare Wertinhalt
wird von den Versicherungen anhand der Widerstandsklasse nach der Norm EN 1143-1 festgelegt. Da die Versicherungen frei in der Risikobeurteilung sind, lassen sich keine allgemeingültigen Werte nennen. Online finden sich jedoch Richtskalen, an denen man sich für eine grobe Einordnung orientieren kann.