Das typische Engadinerhaus in La Punt Chamues-ch, erbaut im Jahr 1647, schafft eine gelungene Symbiose zwischen traditioneller Baukultur und moderner Technologie auf 1 700 m. ü. M. Mit satinierten Panels wirkt das denkmalgeschützte Dach ästhetisch ansprechend und technologisch vorbildlich. Trotz Herausforderungen bei der Lieferung konnte die PV-Anlage im Sommer 2023 durch Batterien und eine Umschaltbox ergänzt und fertiggestellt werden. Die Wärmepumpe mit Erdsonde nutzt den Solarstrom zum Heizen. Um den Energieverbrauch zu optimieren und das Erdreich zu regenerieren, nutzt die Heizstabsteuerung den sommerlichen Stromüberschuss. Das traditionelle Gebäude produziert nun gut 36 000 kWh/a Solarstrom. Verglichen mit dem Verbrauch vor der Sanierung benötigt es mit 16 300 kWh/a nur noch einen Drittel der Energie. So wird ein Eigenenergieversorgungsgrad von 224 % erreicht.
Das historische Juwel stellt hohe ästhetische Anforderungen an jede Renovierung. Wegweisend ist insbesondere die anspruchsvolle Montage der satinierten Dachpanels, die mit einer aufwendigen Schiftung versehen werden mussten, um die Windschiefe des bestehenden Daches auszugleichen. Weil das Gebäude freistehend ist, konnte trotz seiner Höhenlage auf Schneefänge verzichtet werden. Die 54,3 kWp starke PV-Anlage wurde 2022 in Betrieb genommen und erzeugt mit 36 400 kWh/a 224 % des Gesamtbedarfs. Zusammen mit den Batterien wurde im Sommer 2023 eine Umschaltbox zur Überbrückung von möglichen Netz-Ausfällen installiert.
Das Gebäude besteht aus zwei Wohnungen, wovon eine temporär als Ferienwohnung genutzt wird, aus grossen Dachräumen und einem Ökonomieteil. Bei früheren Sanierungen wurde auf eine möglichst gute Isolation geachtet. Die Kombination aus historischer Erhaltung und moderner Solartechnologie macht dieses Engadinerhaus zu einem herausragenden Beispiel nachhaltiger Energieversorgung. Unter Wahrung des charakteristischen Erscheinungsbildes wurde eine eindrückliche Symbiose zwischen einer traditionellen Gebäudetypologie und moderner High-Tech-Stromproduktion geschaffen. Das Gebäude wurde deshalb mit dem HEV-Sondersolarpreis 2024 ausgezeichnet.
Solare Plus-Energie-Bauten – durchdachte Sanierungskonzepte
Plus-Energie-Bauten zeichnen sich dadurch aus, dass sie jährlich mehr Energie für Raumwärme und Warmwasser produzieren, als sie verbrauchen. Das Potenzial des Gebäudeparks Schweiz für die Energieproduktion ist längst erwiesen und mittlerweile genauso bekannt wie der Weg zu einer sicheren und stabilen Energieversorgung Schweiz. Dieser führt über erneuerbare Energien hin zu einer Elektrifizierung mit hohem Selbstversorgungsgrad. Für die solare Energieproduktion stehen genügend geeignete Dach- und Fassadenflächen zur Verfügung.
Bei Neubauten haben sich über die Jahre anspruchsvolle energetische Standards sehr gut und marktfähig etabliert, da diese relativ einfach bereits in die ersten Planungsschritte integriert werden können. Dies scheint bei energieoptimierten Sanierungen von Bestandesbauten nicht ganz so trivial zu sein. Durch die bestehende Bausubstanz sind die gestalterischen und technischen Freiheiten gegenüber Neubauten meist an vielmehr Sachzwänge gebunden. Erschwerend kommt hinzu, dass durchdachte energetische Sanierungskonzepte fast immer in bewohntem Zustand umzusetzen sind.
Der Gebäudepark Schweiz besteht zu etwa 80 % aus Gebäuden, die vor 1990 errichtet wurden, und knapp 60 % der bestehenden Wohnbauten sind Einfamilienhäuser. Dies zeigt, dass in kleineren und mittleren Gebäuden gesamtschweizerisch sowohl ein riesiges Energiespar- als auch Energieproduktionspotenzial liegt, das es vermehrt zu nutzen gilt. Bei Gebäudesanierungen zeigt sich auch deutlich, dass in der Schweiz nahezu für die Ewigkeit gebaut wird. Viele alte Bauteile sind noch in einem guten baulichen Zustand, auch wenn die Gesamtenergieeffizienz der Gebäude meist zu wünschen übrig lässt.
Die Energiewende – wie sie auf dem Papier so schön beschrieben und durch technische und planerische Pionierleistungen bei Leuchtturmprojekten auf Hochglanzpapier angepriesen wird – kann und wird in der gebauten Realität nur erfolgreich Fuss fassen, wenn sie in der Breite und Tiefe aller baulichen Aspekte und Gegebenheiten funktionsfähig ist und letztlich die Massnahmen für Hauseigentümer auch erschwinglich sind. Um die Energiestrategie und somit die Energiewende zum erhofften Erfolg zu führen, ist neben der notwendigen Breite auch das Zutun eines jeden von uns wichtig – nur so gelingt es, auch im Kleinen Grosses zu schaffen.
Genau hier setzt der HEV-Sondersolarpreis an. Der HEV Schweiz möchte mit den preisgekrönten Sanierungen Hauseigentümer motivieren, es gleich zu tun und zeigen, dass energieeffizientes Sanieren und allem voran Plus-Energie-Bauten nahezu überall möglich sind. Beim HEV-Sondersolarpreis steht die Solaranlage und somit die in die Architektur hervorragend integrierte sinnvolle und ökonomische Nutzung der Solarenergie im Vordergrund. So kann eindrücklich aufgezeigt werden, dass auch bei durchschnittlichen Gebäuden energetisch optimierte Gesamtkonzepte umgesetzt werden können, ohne dass der bestehende architektonische Ausdruck leidet und unsere gebaute Umwelt visuell in Mitleidenschaft gezogen wird.